Grußwort Februar 23
Mit stumpfen Waffen
Liebe Schwestern und Brüder!
Am 11.02. feiert die Kirche einen beliebten Gedenktag, der z.B. auf den Tabernakeltüren der Pfarrkirche Wolfersweiler verewigt ist: Vom 11. Februar 1858 an erschien dem Hirtenmädchen Bernadette Soubirous eine schöne Dame in Blau-Weiß, die sich zunächst nicht vorstellte. Das geschah an der Grotte von Massabielle beim Fluss Gave de Pau. Bernadette kam immer wieder zu dieser Grotte und die Erscheinung sagte nicht von sich aus, wer sie ist und was sie will. Bezeichnend war nur, dass sie einen Rosenkranz durch die Finger gleiten ließ – ohne jedoch die Lippen zu bewegen. Mit bloßen Händen legte die Seherin Bernadette eine Quelle in der Grotte frei, deren Wasser wundersame Heilkraft besitzt.
Die kirchlichen und die weltlichen Oberen sahen diese Erscheinungen, die am 16. Juli 1858 endeten, zunächst mit Argwohn und Ablehnung. Bis der Pfarrer Dominique Peyramale Bernadette aufforderte, die Erscheinung nach ihrem Namen zu fragen. Bernadette überbrachte folgende Worte: „Que soy era immaculada Concepciou!“ (Ich bin die Unbefleckte Empfängnis!) Schlagartig veränderte sich die Einstellung des Klerus zu der Angelegenheit. Man glaubte sicher, dass Bernadette die dogmatische Konstitution Ineffabilis Deus, die Pius IX. 1854 als Dogma verkündet hatte, kaum kennen konnte. Zudem überbrachte sie die Nachricht in ihrem Idiom (Dialekt). Bis heute sind diese Worte in ihrer Mundart an der Grotte angebracht. Das einzige, was die Erscheinung forderte, war folgendes: Bernadette sollte die Priester beauftragen, dort eine Kirche zu bauen und „die Menschen mögen in Prozessionen kommen“. Daraus entstanden die berühmten Lichterprozessionen von Lourdes. Bis heute wenden sich viele Katholiken innig an ULF Lourdes und unternehmen Wallfahrten dorthin.
Es ist aber doch interessant, was die Jungfrau von Lourdes wollte: Werke, die die heiligmachende Gnade vermehren: Kirchbau, Prozessionen. – Der Katholik ist, wenn er mit Gott im Reinen ist, im Stand der Gnade: Gott sieht ihn in Gnaden an. Zeit seines Lebens muss er bestrebt sein, diesen Status nicht zu verlieren – durch eine schwere Sünde oder irgendeiner Form des Abfalls. Um seinen Gnadenstand vielmehr zu erhalten, ist es angeraten, immer wieder Werke zu tun und Verdienste zu sammeln, die die heiligmachende Gnade vermehren: Werktagsmessbesuch, Schriftlektüre, Wallfahrten, eucharistische Andacht, Kreuzwegandacht, Rosenkranzgebet, Stoßgebete und Litaneien, Heiligenverehrung usw. Es handelt sich also um Werke, die uns helfen, mit Gott in gutem Kontakt zu bleiben. Werke, die unsern Status als Erlöste sichern. Jede Kommunion z.B. vermehrt die heiligmachende Gnade immens.
Ich behaupte nun, dass unsere Kirche in Deutschland, so wie sie sich momentan zeigt, vergessen hat, diese Grundwahrheiten zu predigen. Von Frömmigkeit kann ich da manchmal nichts mehr erkennen. Aber ohne das Gebet, ohne Opfer und Innbrunst wird es nicht gehen. Schon gar nicht in der derzeitigen Problemlage. Unsere Oberhirten versuchen ein übernatürliches Unternehmen mit natürlichen Mitteln auf Kurs zu halten. Das ist zum Scheitern verurteilt. Die Diözese Trier hatte ihr letztes, überzeugendes, spirituelles Aufbäumen bei der Heilig-Rock-Wallfahrt 1996. Es gelingt eben immer dann, wenn eucharistisch auf den Herrn geblickt wird. Die großen Pilgerämter waren Feste des Glaubens.
Ich lade Sie nun ein, liebe Mitchristen, wieder bewusst Sammlerinnen und Sammler von Werken und Verdiensten zu sein, die die heiligmachende Gnade vermehren. Sakramente und Sakramentalien, Schrift, Heiligenkalender und Wallfahrtsangebot stehen uns zur Verfügung. Wir Katholiken haben ein reiches Erbe. Unsere Kirche ist nur den stumpfen Waffen verfallen. Nehmen wir die scharfen!
In diesem Sinne alle guten Wünsche und
mit bestem Gruß.
Immer Ihr
Pfr. Peter Schwan, Koop.