Grußwort Juni/Fronleichnam

Liebe Schwestern und Brüder!

Erlauben Sie mir ausnahmsweise eine etwas langatmige Herleitung mit zwei Bildern:

Ein Lehrer war mit Bekannten in einem Lokal zu Gast. An einem der Nachbartische saßen ein paar junge Männer. Plötzlich standen diese auf und gingen zum Wirt an den Tresen und kamen dann mit einem Tablett mit Schnapsgläsern wieder. Sie stellten sich zu dem Lehrer an den Tisch und sagten: „Herr Meier, den müssen Sie jetzt mit uns trinken!“ Darauf nahm jeder der Burschen und der Lehrer ein Schnapsglas und tranken. Dann gingen die jungen Männer wieder zurück an den Nachbartisch. Der Lehrer erklärte seinen Bekannten: „Die drei Kerle waren in meiner letzten Abschlussklasse. Mit denen habe ich mich jahrelang herumgeärgert. Wir waren ständig im Clinch. Aber schließlich habe ich sie doch zum Quali (Schulabschluss) gebracht. Und jetzt haben sie offenbar eingesehen, dass meine Strenge ihnen genützt hat. Darum haben sie mir einen Schnaps spendiert.“ Und er war sichtlich gerührt von dieser Geste seiner ehemaligen Problemschüler.

Wenn wir fragen, was ein Ding ist, sind wir es gewohnt, es von seinen Eigenschaften zu bestimmen. Ein Möbelstück kann gut beschrieben werden, indem man seine Länge, Höhe, Breite angibt, das Material, seine Form und Farbe. Allerdings können zwei Lehnstühle, die sich von ihren Eigenschaften genau gleichen, doch einen wesentlichen Unterschied aufweisen: Der eine ist irgendein Lehnstuhl, der irgendwo steht; der andere ist aber der Lehnstuhl, in dem die Großmutter immer gesessen hat, wenn sie auf Besuch war. Wenn ich diesen Lehnstuhl ansehe, sehe ich die längst verstorbene Großmutter, höre ihre Stimme und erinnere mich an viele Erlebnisse mit ihr. 

Eine chemische Analyse hätte herausgefunden, dass der Schnaps des Lehrers und seiner Schüler völlig identisch war mit dem Schnaps, den der Wirt auch an andere ausgeschenkt hat. Aber er war doch etwas wesentlich Anderes als in allen anderen Gläsern. Es war das Glas, das den Frieden zwischen Lehrer und Schülern symbolisierte und eine Geste von Dankbarkeit, Respekt, Einsicht und Versöhnung. Es hat nicht nur den Gaumen der Trinkenden erreicht, sondern auch ihre Seele. Auf beiden Seiten. – Der angesprochene Lehnstuhl ist in seinen Eigenschaften genau gleich wie jeder andere dieses Typs, von seinem Wesen her ist er jedoch etwas völlig Anderes, viel mehr als ein Möbelstück. Das Wesentliche dieses Lehnstuhls rührt anderswo her.

Das Wesentliche der Dinge kann sich verändern durch Beziehung, in die ein Ding gestellt wird. Der Schnaps wurde zum Symboltrunk der Anerkennung und der Versöhnung in einer Lehrer-Schüler-Beziehung. Und der Lehnstuhl wird wesentlich verwandelt in der Beziehung Großmutter-Enkel.

Wir feiern am 3. Juni das Hochfest Fronleichnam. Die Theologie behauptet, dass in der Messfeier an Brot und Wein eine Wesensverwandlung stattfindet. Das Brot und der Wein schmeckt vorher und nachher gleich und sieht gleich aus. Aber wesentlich sind die verwandelten Gaben doch etwas anderes als die Hostien in der Tüte in der Sakristei oder der Wein, der noch in der Flasche ist. Wesentlich sind sie in einem sakramentalen, das heißt geheimnisvollen Sinn Leib und Blut Christi. Und auch diese Wesensverwandlung geschieht durch Beziehung. In der Messe stellen wir Brot und Wein in eine Beziehung zu Christus. Er „lädt die Gaben auf“ mit seinem Leben und seiner ganzen Liebe. Und so ermöglichen sie uns realen Umgang mit dem Herrn – im Sakrament des Altares. Christus hat es gefallen, diese „Beziehungstat“ – durch den Dienst des Priesters – immer und immer wieder neu zu stiften.

Wir sind gerufen und berufen, dieses Wunder der Wesensverwandlung zu feiern und die verwandelten Gaben anzubeten. Aus dieser unserer Beziehung zum Geheimnis werden wir Heil und Leben erben. Dessen bin ich mir sicher.

Ihnen allen ein gesegnetes Hochfest des Leibes und Blutes Christi!

Immer Ihr

Pfarrer Peter Schwan, Kooperator

Aktuelle Hinweise

Anmeldung zur Firmung bis 05. April 2024 (bis zum Elternabend am 22. bzw. 23. April 2024) werden noch angenommen.
Annahmeschluss für den nächsten Pfarrbrief ist am 15. Mai 2024.
Krankenkommunion im Mai: Pfarrgemeinden Freisen (St. Remigius) und Wolfersweiler (St. Laurentius) am 15. Mai 23 ab 10:00 Uhr, Pfarrgemeinde Oberkirchen (St. Katharina)  am 13. Mai ab 15:00 Uhr und Grügelborn (Maria Königin des Friedens) am 13. Mai ab 10:00 Uhr

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