Grußwort zu Weihnachten 2025
Liebe Gemeinde,
Weihnachten leuchtet in diesem Jahr heller denn je und wird innerlich von vielen zugleich kälter erlebt. Überall Lichter, Musik und Angebote – und doch spüren viele: Es fehlt die Wärme, die bleibt. Die Welt ist lauter, hektischer und verletzlicher geworden. Wahrheit und Orientierung gehen im Lärm der Meinungen unter. Viel Glanz, aber wenig Halt; viele Eindrücke, aber wenig Wärme. Und gerade hier hinein will Weihnachten ein anderes Licht bringen: nicht noch mehr Glanz, sondern eine Wärme, die trägt.
Die Nachrichten der letzten Monate zeigen uns die Zerbrechlichkeit unserer Zeit: Kriege, politische Spaltungen, wirtschaftliche Unsicherheit und ein wachsendes Gefühl der Entfremdung. Menschen schmücken Häuser und Straßen, und dennoch bleiben manche Herzen leer. Viele von uns leben heute, als bräuchten sie Gott nicht – und doch spüren immer mehr Menschen eine innere Leere. Wir feiern ein Fest, dessen Ursprung und Bedeutung vielen fremd geworden sind, obwohl es von Liebe, Nähe und Frieden spricht. Und doch gilt: In all dieser Unsicherheit hat Gott uns nicht verlassen. Mitten in der Unruhe unserer Tage bleibt er die leise, aber verlässliche Gegenwart.
Wo Gott aus dem Blick gerät, wird Wahrheit leicht zur bloßen Meinung, Frieden zur kurzen Pause zwischen Konflikten, Freiheit zur Überforderung und Glanz zur Täuschung. Die Kirche ist nicht nur ein Ort der Erinnerung. Sie ist ein Raum, in dem das Licht nicht nur sichtbar, sondern empfangbar wird: ein Ort, an dem wir nicht konsumieren, sondern uns beschenken lassen; ein Ort, der wärmt statt zu blenden. Trotz aller Fehler und Brüche bleibt die Gemeinde eine Hütte des Lichts, in der Menschen wieder lernen können zu glauben, zu hoffen und einander zu tragen. Hier dürfen Fragen bleiben, Tränen einen Platz haben und Hoffnung neu wachsen.
Weihnachten spricht in diese Nacht unserer Zeit eine einfache, aber herausfordernde Botschaft: Gott wird Mensch, weil wir ihn oft aus den Augen verloren haben – und weil er uns dennoch nicht loslässt. Er kommt nicht zu denen, die glänzen, sondern zu denen, die sich verloren fühlen. Die Krippe ist kein romantisches Bild, sondern Gottes Entscheidung, uns in unserer Wahrheit zu begegnen – nicht in der Fassade, sondern im Kern: im Hunger nach Sinn, im Durst nach Nähe, im Schrei nach Frieden. In Bethlehem beginnt keine Märchengeschichte, sondern eine Wahrheit, die trägt. Gott stellt sich an unsere Seite – in die Armut der Krippe, in die Brüche unseres Lebens, in das, was wir nicht im Griff haben.
Darum ist Weihnachten eine Einladung zur Umkehr und zur Gemeinschaft. Umkehr meint keinen moralischen Zeigefinger, sondern die Chance zum Neuanfang: die Einladung, heimzukehren – zurück in die Kirche, zurück ins Gebet, zurück zur Feier der heiligen Messe, zurück in ein Leben, das mehr kennt als den flüchtigen Glanz. Ein Licht, das nicht wärmt, bleibt wirkungslos. Ein Fest ohne Wahrheit verliert seine Seele. Weihnachten möchte beides schenken: Wahrheit, die trägt, und Wärme, die bleibt. Vielleicht ist dieser Advent und dieses Weihnachtsfest für manche von uns genau der Moment, einen ersten kleinen Schritt zu wagen: wieder einmal eine Kirche zu betreten, ein Gebet zu sprechen, eine Kerze anzuzünden.
Kommen Sie, wenn Sie mögen, in unsere Gottesdienste an Heiligabend und an den Weihnachtstagen. Besuchen Sie die offene Krippe, oder kommen Sie einfach in die Kirche, um zur Ruhe zu kommen. Hier gibt es Raum für Stille und für das, was uns im Innersten trägt – unabhängig davon, wie nah oder fern Sie sich dem Glauben gerade fühlen. Sie müssen nichts vorweisen, nichts „können“: Es genügt, da zu sein.
Ich wünsche Ihnen ein Weihnachten, das nicht täuscht, sondern trägt. Ein Weihnachten, das nicht blendet, sondern wärmt. Möge dieses Fest uns den Mut schenken, uns wieder auf Gott einzulassen und in der Kirche eine Heimat zu finden, die Halt gibt in einer brüchigen Zeit.
Ein gesegnetes, wahrhaftiges Weihnachten 2025.
Ihr Pastor Dr. Hanno Schmitt




