Grußwort zum Advent
Von Kinderzimmern, Gnaden und Brillen
Liebe Schwestern und Brüder!
Wenn junge Leute Nachwuchs bekommen, dann bereiten sie sich gut darauf vor. Eine wichtige Sache ist die Vorbereitung des Kinderzimmers. Es soll hell und freundlich sein. Der Mittelpunkt ist die Wiege, die mit hängendem Spielzeug geschmückt wird. Dieses Zimmer soll ein perfekter Ort sein für das Kind, das im Kommen ist. –
Gott hat genauso gehandelt. Er hat seinem geliebten Sohn ein „Kinderzimmer“ bereitet, das vollkommen ist. Und das feiern wir am 8. Dezember: Gott hat die Allerseligste Jungfrau und Gottesmutter prächtig vorbereitet – wie eine mit Juwelen besetzte Schatulle und bereit für das Kronjuwel, ihren Sohn. Die Kirche nennt dieses Fest: „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria.“ Dieser Festtitel ist wahrscheinlich der am meisten missverstandene im ganzen Kirchenjahr. Viele Gläubige denken an die Empfängnis Christi in seiner Mutter Maria. Der Festgehalt des 8. Dezembers ist anders: Maria wird im Schoß ihrer Mutter Anna empfangen ohne den Makel der Erbsünde. Durch Gottes Großtat wurde ihr diese Gnade zuteil – schon im Hinblick (quasi in einer Art Vorgriff) auf den Erlösertot Jesu Christi. Maria wurde die neue Eva. Eva hat gesündigt. Maria nicht. So ist sie wirklich zur Mutter aller Lebenden geworden. – Dennoch wichtig ist auch: Maria war und ist immer Geschöpf. Sie ist die natürliche Tochter ihrer Eltern. Und alle Gnade, die sie „im Voraus“ empfangen hat, wird ihr auschließlich durch den Kreuzestod Christi zuteil.
Papst Pius IX. hat die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis Mariens verbindlich definiert und als Glaubenssatz erklärt (Ineffabilis Deus, 8. Dezember 1854). –
Im Oktober durfte ich einige Tage in Lourdes sein. Interessant ist ja, dass man der Seherin Bernadette Soubirous lange nicht geglaubt hat. Die Wende ergab sich, als Bernadette die Erscheinung nach ihrem Namen fragte. Sie erhält die Antwort: „Ich bin die Unbefleckt Empfangene“. Da hat ihr Pfarrer seine Meinung geändert. Sie hätte diesen Titel (im Jahre 1858 und mit ihrer intellektuellen Konstitution) nicht aus sich heraus wissen können. Heute noch steht die Selbstvorstellung der Erscheinung unter der Marienstatue der Grotte. Übrigens auf Platt – im Idiom Bernadettes.
Wir können uns die Frage stellen, wie es mit unserem Kinderzimmer steht? Unausweichlich ist, dass unser Kind kommen wird. Der Advent will uns vorbereiten, in diesem Zimmer Ordnung zu schaffen und es klar und schön zu gestalten. Der Advent ist eine Gleitsichtbrille. Er blickt in der Nähe auf den 25.12. und in der Ferne auf die Wiederkunft Christi am Ende aller Tage. Schauen wir also mit dieser bewährten Brille auf den Zustand des Raumes, den wir Christus anbieten wollen. Wir brauchen nicht zu streichen und zu tapezieren. Auch keine Möbel zu schleppen. Und teuer wird es auch nicht. Denn wir haben die bewährten Mittel zur Auffrischung unseres Kinderzimmers in der Hand: Gebet, Schriftlesung, Besuch beim Tabernakel, Rosenkranz, Litaneien, Miniwallfahrten, würdige Kommunion – auch mal an einem Werktag, Leben in und mit der Kirche (liebevolle Beachtung der Fest- und Gedenktage unserer Kirche) und die vielen anderen Werke der Frömmigkeit.
Liebe Schwestern und Brüder!
Die Gestaltung unseres weihnachtlichen Kinderzimmers liegt in unserer Hand. Nutzen wir also den Advent in seinem ursprünglichsten Sinn. Und seien wir doch stolz darauf, dass Gott auch bei unserer Zimmergestaltung mitmachen will.
Alle guten Wünsche!
Immer Ihr Kooperator
Pfarrer Peter Schwan