Grußwort zum Mai 2025
Liebe Christinnen und Christen!
Am 23. Februar hatten wir es gerade wieder getan. Wir haben ein neues Parlament, einen neuen Bundestag gewählt. Die Schaltzentrale unserer politischen Willensbildung in Deutschland. Dabei handeln wir – nach dem Grundprinzip demokratischen Denkens: Wir wählen Abgeordnete, die das Wahlvolk in einem übergeordneten Gremium wirkmächtig vertreten. So handeln wir auch im Hinblick auf die Parlamente unterhalb dieses größten Zusammenhanges: Auch auf Landes- und kommunaler Ebene behalten wir dieses Grundprinzip bei. –
Jedes Jahr greife ich, in dieser oder abgewandelter Form, dieses Grundprinzip der Abgeordnetenentsendung auf, um Sie – anlässlich der Predigt oder eines solchen Artikels – zum Hochfest Christi Himmelfahrt zu grüßen. Ich bin davon überzeugt, dass das demokratische Grundaxiom das beste und verständlichste Bild für eine tiefgehende und langsame Verkostung (Ignatius von Loyola) der inneren Wahrheit dieses Hochfestes darstellt: Es geht um die Menschennatur Christi, die er an Weihnachten in vollkommener Weise angenommen hat. Nach Ostern ist sie verklärt und nicht unnötig geworden. Der zum Vater zurückkehrende Gottessohn wirft sie nicht ab wie einen Mantel, der zu nichts mehr nutze ist. Er nimmt seine Menschennatur vielmehr ganz mit hinein in die Wirklichkeit des dreifaltigen Gottes – mit hinein in die höchst denkbare Vollendung. Und nun greift unser Bild vom Grundprinzip der Abgeordnetenentsendung: Unsere (!) Menschennatur wird ausgesandt – als „Abgeordneter“ – in die Wirklichkeit des Gremiums, das jenseits aller endlichen Gremien ist. Und unsere Menschennatur verbleibt auch dort, von Ewigkeit zu Ewigkeit, weil sie seinsmäßig zum Sohn gehört.
Für uns hat das vor allem eine entscheidende Auswirkung: Für uns betende Menschen bedeutet dies eine Revolution – ja: eine Revolution! Der Christ betet zu einem allmächtigen, ewigen und universalen Gott, in dessen tiefstem Wesen Menschsein (unverrückbar) enthalten ist. Durch Christi Himmelfahrt ist die Wahrheit von Weihnachten nicht kleiner – nein noch größer und allumfassender ist sie geworden.
Der christliche Beter kann nie fremdeln. Sein Gegenüber „enthält seinen Abgeordneten“. – Kein Wunder, dass die Bitttage vor Christi Himmelfahrt ausgerechnet hier ihren unverwechselbaren Ort im Kirchenjahr haben: Diejenigen, die wissen, dass das Gegenüber in sich vollendete Menschennatur birgt, gehen für ihre Menschengeschwister auf die Straße. Diejenigen die wissen, dass sie einen Abgeordneten in der Höchstvertretung haben, nehmen sich des fürbittenden Gebetes an. –
Ich hatte mal einen geistlichen Begleiter, der immer vertreten hat: Nichts ohne eine passende Übung!!! Nun gut: Wenn Sie nächstens eine unserer Kirchen betreten und das Ewige Licht sehen, dann denken Sie an den Liedvers: „Du bist mit Gottheit und Menschheit hier!“ An Christi Himmelfahrt und bei der Eucharistie vollendet sich, was mit dem 25. März wunderbar begonnen hat.
Ihnen ein gesegnetes Hochfest
der Himmelfahrt des Herrn 2025!
Immer Ihr Kooperator
Pfarrer Peter Schwan