Grußwort zum September 2025
Liebe Gemeinde,
die Nachrichten der letzten Wochen sind ein Spiegelbild unserer Zeit: Politik, Begegnungen und Katastrophen überlagern sich. In Alaska trafen sich Präsident Trump und Präsident Putin – die Welt wartet, ob Worte mehr sein können als Taktik. Armenien und Aserbaidschan suchen neue Schritte zum Frieden. Sportlerinnen und Sportler bei den World Games in China bauen Brücken zwischen Nationen. Gleichzeitig erschüttern uns Bilder von Überschwemmungen in Asien und schweren Unwettern in Europa. Man scrollt durch die Schlagzeilen wie durch eine Galerie aus Grauen und Hoffnung. Gewalt und Misstrauen – aber auch Friedensgespräche und Zeichen der Versöhnung. Und mitten hinein fragt der Mensch: „Wo ist Gott?“
Die Hoffnung wirkt manchmal wie ein Relikt vergangener Zeiten. Und doch ruft uns eine Stimme zu: „Du bist ein Zeichen der Hoffnung.“ So lautete das Motto des Weltjugendtages in Rom. Hunderttausende Jugendliche tanzten, beteten, diskutierten – und zeigten: Glaube flieht nicht aus der Welt, er stellt sich mitten hinein.
Auch wir hier in unserer Pfarreiengemeinschaft Freisen-Oberkirchen haben ein Zeichen gesetzt: beim Fronleichnamsfest im Juni. Mit Prozession, Altären, Blumenteppichen, Musik und Gebet – Christus selbst getragen über unsere Straßen. Ein sichtbares Glaubenszeichen in einer Welt, die so oft im Unsichtbaren erstickt. Dafür danke ich allen, die mit Herz, Hand und Glauben geholfen haben.
Doch wir spüren: es wird schwerer. Die Hände derer, die die Altäre bauen, werden müde. Jüngere helfen mit – Gott sei Dank –, aber es sind viel zu wenige. Die Frage stellt sich: Wer trägt das Erbe weiter?
Hier berühren sich Weltlage und Dorfstraße. In Rom jubelten Hunderttausende junge Christen. Bei uns dagegen ist das Interesse vieler Jüngerer gering. Nicht, weil sie nicht könnten, sondern weil Glaube in ihrem Alltag kaum mehr vorkommt. Das macht uns ärmer – und ruft uns zugleich zu: Glaube muss weitergegeben werden. Darum meine Bitte: Lassen wir nicht zu, dass lebendige Tradition versiegt. Gerade heute brauchen Menschen Zeichen. Schönheit. Gemeinschaft. Hoffnung zum Anfassen. Vielleicht ist es daran, dass wir Jüngere neu einladen – nicht mit Vorwurf, sondern mit dem Wort: „Komm, wir machen das zusammen.“
Denn ein Fronleichnamsaltar ist mehr als Schmuck. Er ist Protest gegen Sinnlosigkeit, ein Zeichen für den, der das Brot des Lebens schenkt. Eine stille Botschaft an eine laute Welt: Gott ist hier. Gott geht mit.
Papst Leo hat den Jugendlichen in Rom zugerufen: „Ihr seid Pilger der Hoffnung. Ihr seid nicht allein. Und ihr seid nicht zu jung, um die Welt zu verändern.“ Das gilt auch für uns – ob jung oder alt. Vielleicht sind wir eine kleine Pfarreiengemeinschaft in einer großen, verwundeten Kirche. Aber wir sind nicht bedeutungslos. Wenn wir lieben, beten, helfen, Altäre bauen, Glauben teilen – dann verändern wir mehr, als wir ahnen.
So wünsche ich uns allen einen gesegneten September. Und den Mut, nach vorn zu schauen: Wer bist du für deine Pfarrei? Vielleicht sagt Gott durch dich: „Ich gehe mit.“
In dieser Hoffnung grüßt Sie herzlich,