Grußworte zu den Sommerferien 2022
Allen Pfarrangehörigen wünsche ich von ganzem Herzen eine erholsame Ferienzeit. Möge Sie der Segen Gottes begleiten auf all Ihren Wegen.
Es grüßt Ihr Pastor
Liebe Schwestern und Brüder!
Wenn Gott über uns lacht
Am 4. August feiern wir wieder den Gedenktag des Hl. Jean Marie Vianney. In den Wirren der französischen Revolution erfuhr er seine Initiation zum Katholizismus. Zumeist geheim – wegen des jahrelangen Messverbotes. Trotz aller dieser Hürden und Hindernisse bildete sich in dem jungen Jean Marie ein starker Glaube und bald auch der entschiedene Wille zum Priestertum. Jean Marie war aber kein guter Schüler – im wortwörtlichen Sinn. Vor allem mit dem Latein tat er sich schwer. Es ist überliefert, dass ein Jugendlicher, der Jean Marie Nachhilfe erteilte, ihm eine Ohrfeige gegeben hat wegen seiner Schwerfälligkeit. Was diesem Jugendlichen aufgefallen ist, das blieb den kirchlichen Oberen nicht verborgen. Schließlich sollte er nicht zum Priester geweiht werden. Das Priesterseminar hatte seinen Weg gestoppt. Die Begründung war: Er könne – vor allem wegen seines mangelhaften Lateins – nicht die Grundsätze der Moraltheologie im Beichtstuhl umsetzen. Wegen seiner Frömmigkeit und Hartnäckigkeit und seiner Geduld wurde er dann 1815 dennoch zum Priester geweiht. Aber man verweigerte ihm die Beichtvollmacht wegen seiner Defizite. Erst später, nachdem er schon Pfarrer von Ars-sur-Formans war, gewährte man ihm die Beichtvollmacht. Und ausgerechnet dieser Jean Marie Vianney sollte zum Patron aller Beichtväter werden. Er hatte die sogenannte Seelensicht. Er konnte in das Herz der beichtenden Gläubigen sehen. Er wurde auch zum Patron der Pfarrer. – Und das sind Begebenheiten, die uns Gott als ganz anders (totaliter aliter) zeigen. Ein Gott mit Humor, der über die Menschenwege lacht. Da wird der Unfähige, dem man die Beichtvollmacht vorenthielt, später zum Patron der Beichtväter. Da wird der Christenverfolger Saulus zum Apostel und nennt sich Paulus. Da wird der Lebemann Augustinus zu einem wichtigen Theologen und Kirchenlehrer. Da wird der hinkende, adlige Soldat Ignatius von Loyola zum Ordensgründer. Usw. usw. Beim Propheten Jesaja heißt es: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege. Spruch der Herrn: So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken (Jes 55, 8f.).“ –
Liebe Christen! Wir können diesem Gott voll Humor einiges zutrauen. Er ist unendlich phantasiereich und unergründbar in seinem Handeln an uns. Dinge, die wir für unmöglich halten, sind für ihn erreichbar und verwirklichbar (vgl. Lk 1, 37). Denn er ist Gott – kein schwacher Mensch. Und ich bin der festen Überzeugung, dass er über unsere vorgefertigten „Lebensschablonen“ lacht. Genießen wir Biographien, wie die des Hl. Pfarrers von Ars, um unsere Hoffnung grenzenlos zu machen.
Mit den besten Grüßen
Immer Ihr
Kooperator Pfr. Peter Schwan