Was tun im Sterbefall?
ein Beitrag von Pfarrer Schwan
„Keiner von uns lebt sich selber,
und keiner stirbt sich selber:
Leben wir, so leben wir dem Herrn,
sterben wir, so sterben wir dem Herrn.
Ob wir leben oder ob wir sterben,
wir gehören dem Herrn.“ (Röm 14, 7-8)
Das Sterben unserer Lieben ruft Erschütterung hervor. Vielleicht ist die Verarbeitung dieses äußersten Ernstfalls die tiefste und schwierigste Anforderung, die der christliche Glaube an uns stellt.
Für uns Christen sollte es wie ein Gang zum Optiker sein. Hier werden optische Gläser in eine Modellbrille hineingetan, so dass sich die richtige Brechung einstellt. Ein neuer Visus – eine neue Perspektive. Die christliche Perspektive, die auf den Tod blickt, ist voller Hoffnung. Die österliche Brille hat eine Brechung, einen Perspektivwechsel hervorgerufen, der alles im Lichte des Ostersieges Christi erscheinen lässt. Der Apostel schwärmt so sehr von dieser österlichen Brille, dass er über den Tod und seine vermeintliche Wirklichkeit spottet: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor 15, 55)
Das christliche Sterben ist – so betont es auch das Römische Messbuch in der I. Präfation von den Verstorbenen – eine Verwandlung: „Denn Deinen Gläubigen, o Herr, wird das Leben gewandelt, nicht genommen.“ Es ist kein Abbruch und keine Minderung des Lebens. Es ist ein Hineingenommenwerden in die Wirklichkeit, die von Christus kommt – ein Hineingenommenwerden in die Vollendung. Das ist die neue Optik des Christen.
Es ist auch nicht so, dass all` unser Kontakt abgebrochen ist. In der Eucharistiefeier wird deutlich, dass Lebende und Verstorbene gemeinsam Glieder des mystischen Leibes Christi sind. Lebende und Verstorbene gemeinsam auf dem Weg in die Herrlichkeit – am Ende aller Tage.
Die Kirche glaubt, dass diejenigen, die im Stande der Gnade verstorben sind, dereinst das gütige Antlitz Christi – in der Vollendung – schauen dürfen. Es kann aber eine Verzögerung geben, die aus den Folgen der Sündenschuld – während des irdischen Lebens – hervorgeht. Es ist eine Verzögerung des Schauens von Angesicht zu Angesicht. Bei den Sterbefeierlichkeiten nehmen wir uns dieser „Verzögerung“ an. Indem wir für den Verstorbenen beten und vor allem indem wir das Heilige Opfer (die Messe) für ihn feiern. Darin können wir seinen Weg in die Vollendung beschleunigen. Das ist Kirche als Gemeinschaft der Lebenden und der Toten. Wir treten füreinander ein.
Der erste Schritt bei einem Sterbefall ist der Weg zum Telefon. Wir verständigen das Pfarramt.
Dort wird uns geholfen, Termine für Totengebet[1], Sterbeämter und Beerdigung zu finden.
Hier wird dafür gesorgt, dass sich einer der Seelsorger mit den Angehörigen in Verbindung setzt, um ein Kondolenzgespräch zu führen. In diesem Gespräch drückt der Seelsorger zunächst das Beileid der Gemeinde aus. Sodann werden Daten, Fakten und Erinnerungen über den Verstobenen gesammelt, um eine würdevolle Trauerpredigt zu ermöglichen. Es hat sich aber gezeigt, dass die „Dinge“ am besten geeignet sind, die den Angehörigen unmittelbar durch den Kopf gehen. Stark emotionale Gefühlsäußerungen und biographische Fakten sind nebeneinander berechtigt. Der Seelsorger ordnet das Gesammelte. Wünschen die Angehörigen eine „neutrale“ Predigt ohne biographische Aspekte, dann wird ihrem Wunsch natürlich entsprochen. In diesem Fall werden sich die Seelsorger darum bemühen, eine Predigt vorzubereiten, die „Vom Sterben des Christen“ – aus der österlichen Perspektive des Glaubens – handelt.
Gemeinhin werden drei Sterbeämter angesetzt. Das erste Sterbeamt ist am Tag der Beisetzung und die anderen folgen in einem gewissen Abstand. Wichtig: Das Pfarrbüro allein hat hier den Überblick bzgl. möglicher Termine! (Das trifft auch für alle weiteren Seelenmessen für einen Verstorbenen zu.) Vereinbaren Sie bitte keinen Beerdigungstermin mit einem Bestatter. Ohne Rücksprache mit dem Pfarramt kann kein endgültiger Termin zugesagt werden.
Blicken wir abschließend auf unsere Verstorbene mir den Augen des Sehers Johannes:
„Sie werden sein Angesicht schauen, und sein Name ist auf ihre Stirn geschrieben.“ (Offb 22, 4)
[1] Während der Zeit der Pandemie entfällt das öffentliche Totengebet.