Grußwort zum Advent
Das lange Warten und die optischen Gläser
Liebe Schwestern und Brüder!
Die ersten Christen rechneten mit einer baldigen Parusie (Wiederkunft Christi am Ende der Zeiten). Für die Kirchenmänner und Theologen der damaligen Zeit war es schwierig, diese Verzögerung der Wiederkunft Christi in eine stimmige Theologie zu integrieren. Kurz und gut: Das Ausbleiben der baldigen Wiederkunft Jesu war vielleicht einer der schwierigsten Prüfsteine für die Alte Kirche. – Der Advent ist spirituell eine doppelte Chance. Er ist eine Gleitsichtbrille, die nah und fern fit macht. Liturgisch blickt der Advent auf zwei Brennpunkte: Auf die Wiederkunft Christi am Ende aller Zeiten (Ferne) und auf die Ankunft Christi zu Weihnachten (Nähe). Ein adventlicher Mensch ist einer, der die Gleitsichtbrille nutzt und in Nähe und Ferne sieht. Das erklärt auch den liturgischen Bußcharakter des Advent – im Hinblick auf die liturgischen Texte und die Gewändern (violett). Ein „katholischer-adventlicher Mensch“ ist zudem einer, der seine Gleitsichtbrille so zu nutzen versteht, dass ihm ein wichtiger Aspekt aufgeht: Wenn wir von Wiederkunft in der Nähe und in der Ferne sprechen, dann geht uns auch die Wiederkunft des Herrn in unserem eigenen Leben unbedingt an. Dann, wenn uns Christus in unserem ganz persönlichen Leben heimholen will zu sich. Dann, wenn für uns Parusie ganz individuell real wird, bei unserem Verscheiden.
Das alles kann einen gewissen spirituellen Ansporn geben. Einen neuen Entschluss, meine adventliche Gleitsichtbrille bewusst zu nutzen: 1.) Bereit sein für den letzten Schlussakkord der Endzeit. Wachsam und im Gebet verwurzelt, so dass uns diese Zeit nicht zu Unzeiten kommt. 2.) Bereit sein für eine gute und gründliche Vorbereitung eines gelingenden und frohen Weihnachtsfestes. 3.) Bereit sein für den Herrn – wenn er mich ruft. Bei all diesen Anforderungen, bei all diesen Sätzen, die mit „bereit“ beginnen, helfen die üblichen christkatholischen Mittel, die wir Gnadenmittel nennen. Es ist dies vor allem der gläubige Empfang der Sakramente. Besonders der Empfang des Bußsakramentes und der häufige Kontakt mit Christus in der Eucharistie können uns in unserem dreifachen „Bereit“ unterstützen.
Alle guten Wünsche für eine schöne und gelingende Feier des Advent!
(Hoffentlich bin ich selbst auch bereit.)
Immer Ihr
Pfarrer Peter Schwan, Kooperator